Vergleich europäischer Gesundheitssysteme in der Covid-19-Pandemie

WIP-Analyse 3/2020

Dr. Christine Arentz, Dr. Frank Wild

Die Covid-19-Pandemie führte bislang in einer Reihe anderer Länder zu deutlich höheren Infektionszahlen und Todesfällen als in Deutschland. In der aktuellen Studie des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) werden mögliche Gründe aufgezeigt, weshalb Deutschland weniger betroffen ist als andere:

  • Deutschland verfügt mit seinem dualen System aus GKV und PKV über ein finanziell sehr gut ausgestattetes Krankenversicherungssystem, welches hohe Kapazitäten in der Versorgung ermöglicht. Kein anderes Land in Europa weist mehr Betten und Intensivbetten auf als Deutschland. In mehreren EU-Ländern kam es durch die Covid-19-Pandemie zu einer Kapazitätsüberlastung.
  • Ein großer Vorteil Deutschlands war die ambulante Testung und Behandlung von Infizierten. In anderen Ländern erfolgten die Tests vorwiegend in Krankenhäusern, was sich als nachteilig erwies. Zudem wurden hierzulande nur 20 Prozent der Infizierten im Krankenhaus behandelt, in Frankreich waren es beispielsweise 67 Prozent und in Spanien 50 Prozent.
  • Deutschland hatte durch die Entwicklung von diagnostischen Tests auf Covid-19 einen zeitlichen Vorsprung gewonnen und konnte frühzeitig routinemäßig testen. Deutschland verfügt über viele private Labore, die regional breit verteilt sind und damit auch in der Fläche schnelle Ergebnisse ermöglichen.
  • Die sehr gute Bewältigung der Krise ist umso bemerkenswerter, da Deutschland eine vergleichsweise alte Bevölkerung und einen hohen Anteil an Personen mit Risikofaktoren aufweist. Im internationalen Vergleich wurden hierzulande jedoch eher jüngere Personen infiziert, eine Weiterverbreitung an Ältere und Risikopersonen konnte durch die politisch ergriffenen Maßnahmen verhindert werden. In Deutschland liegt der Anteil der über 50-Jährigen an den Infizierten bei 50 %, in England, Spanien und Italien bewegen sich die Anteile um die 70 %.

 

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