Interview mit Dr. Frank Wild zu medizinischen Registern in der Versorgungsforschung

15.05.2020

Das Wissenschaftliche Institut der PKV (WIP) ist ein wichtiger Akteur in der Versorgungsforschung. Einen Schwerpunkt in der Forschung stellen sogenannte Register dar. Im Interview erläutert Institutsleiter Dr. Frank Wild, warum diese Datensammlungen heute so wichtig sind.

Was sind medizinische Register? 

Bei medizinischen Registern handelt es sich um große Datenbanken. Sie beinhalten Daten zu Behandlungen und medizinischen Leistungen sowie zu Patienten beziehungsweise Versicherten. Medizinische Register ermöglichen der Versorgungsforschung, genauer in die Praxis zu blicken. Dank Registern können wir Fragestellungen aus dem Versorgungsalltag herausgreifen, um die Qualität und die Sicherheit der Versorgung für Patienten zu analysieren und schlussendlich zu verbessern.

Warum sind medizinische Register für die Versorgungsforschung wichtig?

Medizinische Register bilden große Patientengruppen ab. Dadurch lassen sich Aussagen zur Versorgungspraxis großer Gruppen oder sogar der gesamten Bevölkerung treffen. Das bietet einen umfassenderen Blick als zum Beispiel klinischen Studien. Außerdem lassen sich dadurch Entwicklungen in der medizinischen Versorgung über mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg nachvollziehen.

Welche Erkenntnisse erhoffen Sie sich denn?

Es gilt, die verschiedenen Aspekte der Versorgung der Privatversicherten zu untersuchen. Es geht dabei beispielsweise um Fragen der leitliniengerechten Behandlung oder der Wirksamkeit neuer Therapien oder Medikamente. Aus unseren Analysen können auch Rückschlüsse auf Kostenentwicklungen im Gesundheitssystem gezogen werden. Besonders spannend sind für uns auch Vergleiche mit den stärker regulierten Versorgungsbereichen des GKV-Systems.  Es gibt also vielfältige Bereiche, in die uns Register Einblicke gewähren.

Das WIP baut ein eigenes Register auf. Wie darf man sich das vorstellen? 

Wir sind dabei, auf Basis der Abrechnungsdaten unserer Mitgliedsunternehmen ein Register aufzubauen. Uns stehen hierzu eine Reihe von Datensätzen etwa zu Arzneimitteln, Abrechnungen niedergelassener Ärzte oder Zahnärzte zur Verfügung. Bevor wir Auswertungen durchführen können, gilt es die Daten aufzubereiten, um eine angemessene Datenqualität zu erreichen. Dieser Prozess ist zwar sehr aufwendig, aber zugleich ungemein wichtig. Denn eine valide Datenbasis ist die Grundvoraussetzung, damit Register für wissenschaftliche Auswertungen überhaupt infrage kommen. Nur mit sauberen Daten lässt sich die Versorgungspraxis von Privatversicherten in Deutschland bewerten. Wir engagieren uns persönlich im Netzwerk für Versorgungsforschung, um auch methodisch auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft zu sein.

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