Auf einen Arzttermin muss in Deutschland im internationalen Vergleich nur sehr kurz gewartet werden. Zudem sind die Unterschiede zwischen privat und gesetzlich Versicherten gering und haben sich in den letzten Jahren sogar angeglichen. In der öffentlichen Diskussion werden diese Fakten meist wenig beachtet, ebenso wie die vielfältigen Einflussfaktoren auf die Länge der Wartezeit. Das Wissenschaftliche Institut der PKV (WIP) schließt diese Lücke in seiner neuen Studie zur Wartezeiten-Debatte.
Wartezeiten sind praxisindividuell und unterscheiden sich in Abhängigkeit von der ärztlichen Fachrichtung, dem Praxismanagement, der Region sowie zwischen „Stammpatienten“ und neuen Patienten. Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, dass es bei akutem Behandlungsbedarf Unterschiede zwischen GKV- und PKV-Versicherten gibt.
Selbst wenn der Versichertenstatus dennoch per Gesetz vereinheitlicht würde, könnte sich die Wartezeit schon rein rechnerisch aufgrund des relativ geringen Marktanteils der PKV (10,9 %) kaum verändern: Ohne PKV-Versicherte verkürzte sich die Wartezeit auf einen Hausarzttermin um nur 0,1 Tag und auf einen Facharzttermin um nur 0,98 Tage. Und selbst diese marginale Verkürzung wäre rein theoretisch, weil ein Szenario ohne PKV dem Gesundheitssystem über 12 Milliarden Euro pro Jahr entziehen würde. Ohne diese Finanzmittel müssten sich die Wartezeiten jedoch deutlich verlängern. Eine Kompensation der Verluste würde wiederum eine Erhöhung des GKV-Beitragssatzes um fast einen Prozentpunkt mit sich bringen.
Der internationale Blick zeigt, dass Einheitssysteme eine deutlich größere Ungleichheit in der Versorgung hervorrufen. In Einheitssystemen existiert parallel zum öffentlichen System ein privater Gesundheitsmarkt, in dem einkommensstarke Patienten die Wartezeiten im öffentlichen Gesundheitssystem umgehen.
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