In einer alternden Bevölkerung wie in Deutschland trifft ein steigender Bedarf an ärztlicher Versorgung auf eine Ärzteschaft, die selbst demografischen und gesellschaftlichen Veränderungen unterworfen ist. Daraus resultiert die Herausforderung, auch zukünftig eine sehr gute gesundheitliche Versorgung für alle Patientinnen und Patienten sicherzustellen.
Zur Bestandsaufnahme der Stimmungen und Sichtweisen der Ärzteschaft hat das WIP deshalb in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsökonomen und Arzt Prof. Reinhardt Rychlik vom Insitut für empirische Gesundheitsökonomie (IFEG) eine Befragung von ambulant-tätigen Ärzten (Allgemeinmediziner, Internisten, Orthopäden, Dermatologen und Neurologen) vorgenommen. Im Mittelpunkt der Erhebung stehen die Rolle und Bedeutung der PKV sowie der Blick der Ärztinnen und Ärzte auf Reformoptionen.
Es wurde deutlich, die Ärzteschaft weiß die Privatversicherten zu schätzen. Neben den finanziellen Vorteilen wird die größere Therapiefreiheit und die Möglichkeit zum Einsatz moderner Behandlungsmethoden hervorgehoben. 83 % der Befragten gaben an, dass die Behandlung von Privatpatienten mit einer höheren Therapiefreiheit verbunden ist. 88 % begrüßen es, dass sie bei der Abrechnung von Privatpatienten keine Sorgen vor Regressen haben müssen. Für 70 % der Ärzte sind die Einnahmen aus der Behandlung von Privatpatienten für den Betrieb ihrer Praxis wichtig. Durch die Erstattungspraxis der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) haben 84 % der Ärzte das Gefühl, den Kassenpatienten nicht alle Leistungen anbieten zu können, bei Privatversicherten sind es nur 33 %.
Die Befragung verdeutlicht, dass Ärztinnen und Ärzte bei der Behandlung von Privatversicherten weniger Regulierung, eine angemessene Vergütung und geringere therapeutische Einschränkungen als Vorzüge anerkennen. Ein derartiger Rahmen ist wichtig, um bei wachsendem Bedarf an ärztlicher Versorgung den Arztberuf attraktiv zu gestalten.
Auf die Frage nach möglichen Reformansätzen zeigen insbesondere die Allgemeinmediziner eine Sympathie für eine „hausarztzentrierte Versorgung“. Die „Delegation ärztlicher Leistungen auf nicht-ärztliche Leistungserbringer“ wird facharztübergreifend als besonders vielversprechende Maßnahme gesehen. Bei digitalen Tools sieht eine Reihe von Ärztinnen und Ärzten noch keinen klaren Mehrwert für den Praxisalltag. Eine ähnliche Reserviertheit zeigt sich beim Thema „Künstliche Intelligenz“. Es wird deutlich, dass die Digitalisierung die Bedürfnisse der Ärzte stärker berücksichtigen sollte.
Für das Ärztebarometer wurden die Antworten von mehr als 400 Ärztinnen und Ärzten ausgewertet.