Im Jahr 2006 wurde in den Niederlanden das vormals duale System aus einer gesetzlichen und privaten Krankenversicherung in ein einheitliches Krankenversicherungssystem überführt. Die WIP-Analyse untersucht die Auswirkungen der Reform auf die Finanzierungs- und Wettbewerbssituation in der niederländischen Krankenversicherung und zeigt, dass ein Großteil der ursprünglich gesetzten Ziele nicht erreicht wurde.
Obwohl die Niederlande eine vergleichsweise junge Bevölkerung (Medianalter 42,6 Jahre, Deutschland: 47,1 Jahre) aufweist, liegen die Gesundheitsausgaben etwa auf dem Niveau Deutschlands. Das niederländische Gesundheitssystem gehört trotz des deutlich geringeren Altersschnitts inzwischen zu den teuersten in der EU und der OECD. Diese Gesundheitsausgaben werden vor allem von den hohen Kosten für die Pflege und die Krankenhausversorgung getrieben. Auf die nach der Reform weiter steigenden Kosten reagierten die Niederlande mit Kostendämpfungsmaßnahmen, die von der Regierung vorgegeben wurden. Für die Versicherten hat sich die finanzielle Belastung trotzdem seit 2006 merklich erhöht. Für Versicherte mit gesundheitlichen Risiken ergeben sich Probleme ihren Krankenversicherer zu wechseln. Der Wettbewerb zwischen den Versicherungen ist durch eine starke Marktkonzentration gehemmt.
Angesichts dieser Entwicklungen wird in den Niederlanden kontrovers über die Zukunft der Krankenversicherung diskutiert. Als Vorbild für Deutschland taugt die niederländische Gesundheitsreform von 2006 auch deshalb nicht, weil die private Krankenversicherung in den Niederlanden im Gegensatz zu den deutschen Versicherern keine kapitalgedeckten Alterungsrückstellungen aufgebaut hatte und sich damit die gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen von vornherein weniger unterschieden als hierzulande.“