Im Rahmen eines internationalen Vergleichs wird untersucht, wie sich Rationierung in den Gesundheitssystemen verschiedener OECD-Länder ausprägt. Eine wesentliche Erkenntnis der Studie ist, dass in allen einheitlich organisierten Gesundheitssystemen rationiert wird. Steuerfinanzierte Gesundheitsdienste schränken ihre Leistungen vor allem über Wartezeiten und Begrenzung der Wahlfreiheit des Patienten ein. In beitragsfinanzierten Krankenversicherungssystemen werden dagegen häufiger Zuzahlungen verlangt. Leistungsausschlüsse kommen in allen Systemen vor.
Die aktuelle Finanz- und Schuldenkrise verschärft dieses Problem zudem in vielen Ländern. So werden Investitionen auf Eis gelegt, Löhne des Gesundheitspersonals gekürzt oder eingefroren, Zuzahlungen erhöht und Wartezeiten steigen weiter an.
Rationierungsmaßnahmen im Gesundheitswesen ziehen Ausweichreaktionen nach sich, weil Patienten sich mit dem Angebot des öffentlichen Systems nicht zufrieden geben und die gewünschten Leistungen im In- oder Ausland privat erwerben. Daneben gibt es Personen, die aufgrund fehlender finanzieller Mittel oder eingeschränkter Mobilität auf das begrenzte Versorgungsniveau der Grundversorgung verwiesen bleiben. In Ländern mit Einheitssystemen werden Patienten also trotz gleicher Indikation durchaus unterschiedlich behandelt.
Der Ländervergleich macht deutlich, dass kollektiv finanzierte Gesundheitssysteme zu weitaus größeren Versorgungsunterschieden führen, als das duale Gesundheitssystem aus Gesetzlicher und Privater Krankenversicherung in Deutschland. In der Gesamtbetrachtung schneidet Deutschland mit seinem umfangreichen medizinischen Leistungskatalog, den geringen Wartezeiten und Zuzahlungen sowie der großen Patientenautonomie bei der Auswahl von Ärzten und Krankenhäusern gut ab.