In den nächsten Jahren und Jahrzehnten ist mit einer weiter deutlich steigenden Zahl der Pflegebedürftigen zu rechnen. Damit wird sich der finanzielle Druck auf die Pflegeversicherung und der Bedarf an Pflegefachkräften weiter erhöhen. Ausgehend von 4,9 Mio. Pflegebedürftigen im Jahr 2021 ist bereits bis 2025 eine Zunahme um weitere 500.000 Pflegebedürftige auf dann 5,46 Mio. zu erwarten. Der steigende Trend setzt sich danach weiter fort: 5,65 bis 5,75 Mio. (2030), 6,61 bis 7,25 Mio. (2050).
Frühere Prognosen wurden längst von der Realität überholt. Das BMG rechnete noch im Jahr 2014 mit 2,85 Mio. Pflegebedürftigen im Jahr 2020 und mit 3,31 Mio. im Jahr 2030. Die Bertelsmann-Stiftung hatte 2012 noch für 2030 3,4 Mio. Pflegebedürftige vorausgesagt. Eine Ursache für die Unterschätzung ist, dass die Definition von „Pflegebedürftigkeit“ letztlich eine politische Größe darstellt. Pflegewissenschaftliche Kriterien fließen zwar ein; die Entscheidung, welche Kriterien berücksichtigt werden, ist jedoch gesellschaftlich zu treffen und hier gab es 2017 mit der Neudefinition des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs eine wesentliche Neubewertung. Die aktuell vorliegenden Zahlen liefern momentan noch keine Anhaltspunkte dafür, dass sich die Pflegeprävalenzen zukünftig rückläufig entwickeln werden. Aktuell wird die Entwicklung der Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden, von gesetzgeberischen Maßnahmen überlagert.
Die Grundlage für die Projektion bildet die 15. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes vom Dezember 2022.